Der erste kommunale bundeslandübergreifende Gesundheitsverbund in Deutschland, der REGIOMED Klinikverbund, befindet sich in finanzieller Schieflage.

Die REGIOMED-KLINIKEN GmbH hat gestern beim zuständigen Amtsgericht Nürnberg den Antrag auf Eröffnung eines Eigenverwaltungsverfahrens gestellt. Dieser Schritt ist notwendig, um die Gesellschaft angesichts immenser branchenweiter Herausforderungen, wie den massiv erhöhten Sach- und Personalkosten, Fachkräftemangel und Nachwirkungen der Corona-Pandemie, wieder wirtschaftlich auf stabile Füße zu stellen.

„Wir sind seit Jahren in der Restrukturierung und planen eine regionale und medizinische Neuausrichtung. Aber aufgrund der extrem angespannten Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen reichen diese Anstrengungen alleine nicht mehr aus, sodass wir auf die finanzielle Unterstützung der Gesellschafter angewiesen sind. Die wirtschaftliche Eigenständigkeit der Kliniken – weiterhin verbunden über die zentralen Bereiche der Holding und Service GmbH – hätte die Chance geboten, die Zeit bis zur finalen Gesetzgebung der Krankenhausstrukturreform und somit zur neuen Finanzierung zu überbrücken“, so Michael Musick, Geschäftsführer der REGIOMED-KLINIKEN GmbH.

Stattdessen sollen nun die Klinikgesellschaften REGIOMED Klinikum Coburg GmbH, die Helmut-G.-Walther-Klinikum Lichtenfels GmbH, die Henneberg-Kliniken-Betriebsgesellschaft mbH mit dem REGIOMED-Klinikum Hildburghausen, die Klinik Neustadt GmbH und die MEDINOS Kliniken des Landkreises Sonneberg GmbH sowie die diesen zugehörigen Einrichtungen in Eigenverwaltungsverfahren saniert werden. Von den Anträgen sind zudem die zugehörigen Seniorenzentren und Wohnheime sowie der Rettungsdienst umfasst. „Der Schritt in das Eigenverwaltungsverfahren bietet uns nun die beste Chance, die weiteren nötigen Schritte zur Transformation selbst zu ergreifen, um den aktuellen Herausforderungen und regulatorischen Unsicherheiten zu begegnen und so unseren Gesellschaften eine nachhaltige Zukunft zu sichern“, so Michael Musick.

Als Teil des Transformationsprozesses betrifft das Eigenverwaltungsverfahren im Ergebnis die REGIOMED als Ganzes – aber nicht alle REGIOMED-Einrichtungen sind Teil dieses rechtlichen Verfahrens. Nach bereits erfolgter Sanierung ist die REGIOMED Reha-Klinik Masserberg von den Anträgen nicht erfasst. Auch für die MVZ Klinikum Coburg GmbH, die REGIOMED Service GmbH und die Medical School REGIOMED beabsichtigt der Verbund keine Antragstellung. Nach eingehender Prüfung werden in einem nächsten Schritt hingegen auch für die MVZ-Gesellschaften Klinikum Lichtenfels Medizinische Versorgungszentren GmbH, MVZ Klinik Neustadt GmbH und die Ambulantes Zentrum Henneberger Land GmbH sowie deren zugehörige Einrichtungen entsprechende Anträge auf Eröffnung von Eigenverwaltungsverfahren vorbereitet.

Im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren wird die Gesundheitsversorgung und Bewohnerversorgung in allen REGIOMED-Einrichtungen in Gänze aufrechterhalten. Der Geschäftsbetrieb wird umfassend fortgesetzt und alle Mitarbeiter wie auch Geschäftspartner der REGIOMED-Einrichtungen werden für ihre künftigen Leistungen weiterhin wie üblich bezahlt.

In der Sanierung werden die REGIOMED-KLINIKEN GmbH und die von ihr betriebenen Einrichtungen von den Sanierungsexperten der Rechtsanwaltskanzlei ECKERT unterstützt. Diese haben in der Vergangenheit bereits eine Vielzahl von Krankenhäusern erfolgreich in der Sanierung begleitet.

Bereits im Herbst 2023 wurde bekannt, dass sich der Klinikverbund in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Damals hatten die Gesellschafter des REGIOMED-Verbundes, der Krankenhausverband Coburg sowie die Landkreise Sonneberg, Lichtenfels und Hildburghausen, entschieden, die Krankenhäuser und angeschlossenen Einrichtungen der ambulanten Versorgung, ab dem 1.1.2024 wieder in die Verantwortung der örtlichen Träger zu überführen. Dieses Vorhaben scheiterte kurz vor Weihnachten, nachdem der Stadtrat und der Kreistag Coburg den Vorschlag zur Reorganisation der REGIOMED-Kliniken abgelehnt hatten.

In unserem Artikel „Insolvenzmeldungen im Gesundheitsmarkt„, erhalten Sie fortlaufend aktualisierte Informationen zu Insolvenzen im Gesundheitsmarkt.


Liste der 100 größten Krankenhausträger

420€ einmalig | zzgl. USt.
    • Unternehmensprofile mit Namen und Kontaktdaten im Excel-Format
    • Anzahl der Standorte und Betten
    • DSGVO konforme Detailinformationen
    • inklusive Fallzahlen